Kaleidoskop AZ431152N8 (Geldwechsel) (feat. Oh-Vo) Lyrics

Es scheint ihm wie ein letzter versöhnlicher Wink des Schicksals, das ihn zu hart traf damals im Gerichtssaal.
Er hält den Schein gegen das Licht und kann es gar nicht fassen, das monotone Geräusch in den Einkaufspassagen.
Nach dem Einschlafen lassen, hat keine Ahnung, wie er an diesen Schein brachte. Seit sechs Jahren
lebt er jetzt auf der Strasse, verlassene Häuser, Brücken und Parks sind seine Schlafplätze. Untertags bettelt
er um ein paar Mark um was zu Essen, Alk und Tabletten um alles zu vergessen. Das ist seit Jahren
die erste Chance um aus dem Kreislauf auszubrechen und seine Haut zu retten. Im richtigen Outfit könnte er
sogar sein Elternhaus wieder betreten, so tun, als sei nichts gewesen und von jahrelangen Reisen in's Ausland reden,
fernab von Faustregeln sich ausschlafen auf weissen Laken. Jetzt muss er erst mal einen ausgeben.
Die Haderer und Saufkollegen werden's gar nicht packen oder wird er mit ihnen nur sein ganzes Geld verprassen.
So viele Ausreden fallen ihm ein, die Verwandten könnten umgezogen sein. Und sauplötzlich wird sein Schein
ein peinlicher Reinfall. Er will auf keinen Fall so sein wie die Masse. Im Supermarkt an der Kasse
bezahlt er die Weinflasche mit dem tausend-Mark-Schein. Der Kassierer betrachtet ihn skeptisch,
doch weil er ihn letztlich für echt hält, gibt er ihm das Restgeld.

Der Schein mit der Kennziffer A-Z-dreiundvierzig-elf-fünf-zwei-N-acht wechselt den Besitzer!

Und er fliesst auf das Konto des Aktieninhabers, er hält Börsenpakete in der Lebensmittel- und Computerbranche.
Seine Kontakte reichen bis in die obersten Regierungskreise, er zeigt sich als Familienmensch mit Frau und Kind.
Nebenbei hält er sich 'ne tolle Freundin und fickt seine Sekretärin, eine Domina.
Vor der Tür warten die beiden siamesischen Zwillinge, seine Leibwächter. Auf seiner Gehaltsliste stehen Richter und Steuerfahnder.
Er hängt am Telefon und füttert den Expansionsdienst mit Insiderinformationen.
Und beisst sie an? Weiss sie schon, wer aus der Regierung als nächstes auszubeuten ist?
Er jongliert mit Zahlen, entscheidet Tag für Tag über Existenzen nach den Grundsätzen der Gewinnmaximierung.
In seiner paranoiden Vorstellung legt er seine Frau Gattin bald um wegen der hohen Lebensversicherung.
Die Angst vor dem nächsten Börsencrash raubt ihm den Schlaf. An seinen Mitarbeitern lässt er keine Gelegenheit aus
seine Autorität zu zeigen, aber einmal im Jahr, an dem Geburtstag seiner Mutter,
schmeisst er ein Fest für seine Geschäftsfreunde und spielt den Grosszügigen.
Alle Beteiligten kommen auf ihre Kosten, die Nutten spielen Karten, während sie auf den nächsten Freier warten.
Es werden Küsschen gegeben, Mister X werden Koka-lines angeboten, das Tablett und der Schein wird seinem Gegenüber übergeben.

Der Schein mit der Kennziffer A-Z-dreiundvierzig-elf-fünf-zwei-N-acht wechselt den Besitzer!

Er zieht die Leinen durch und steckt den Schein in seine Hosentasche. Das war wieder leicht verdientes Geld, keine grosse Sache.
Öfters geht er auf die Parties von der Oberschicht, um sich a) zu amüsieren und weil es b) dort Kohle gibt.
Er schleicht sich ein, gut gedresst in Anzug und Krawatte, greift aus Selbstverständlichkeit zu Schampus und Zigarre.
Man muss nicht reich, sondern nur dreist sein, und bei 'nem Lachsbrötchen auf das oberflächige Geschwätz der Leute einsteigen.
Er erzählt was von 'ner Yacht in der Karibik, 'ner Villa auf Sri Lanka und 'ner kleinen Insel im Pazifik.
Geht's um die Börse, fällt er gleich aus allen Wolken. Und er hat paar gute Tipps für die Eisenwahl beim Golfen.
Nebenbei klaut er Bargeld, Schmuck und Uhren. Er nimmt nur, was ihm zusteht, das sind keine krummen Touren.
Das ist gerecht, denn wovon er zu wenig hat, haben die Leute hier zu viel, und er rechnet mit denen ab.
'Ne Stunde später ist sein Magen voll wie seine Taschen, also kann er jetzt die High Society alleine lassen.
Er verlässt die Party mit 'nem Grinsen im Gesicht und trifft auf einen Penner, der in der Passage sitzt.
Besoffen eingeschlafen mit 'ner Flasche Fernet Branka. Haben und Sein liegen so nahe beieinander!

Der Schein mit der Kennziffer A-Z-dreiundvierzig-elf-fünf-zwei-N-acht wechselt den Besitzer!

Es scheint ihm wie ein letzter versöhnlicher Wink des Schicksals, das ihn zu hart traf damals im Gerichtssaal.
Er hält den Schein gegen das Licht und kann es gar nicht fassen, das monotone Geräusch in den Einkaufspassagen.
Nach dem Einschlafen lassen, hat keine Ahnung, wie er an diesen Schein brachte. Seit sechs Jahren
lebt er jetzt auf der Strasse...

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