Richard Strauss Rosenkavalier - Akt 1 Lyrics

ERSTER AUFZUG

Das Schlafzimmer der Feldmarschallin. Links im Alkoven das grosse zeltförmige Himmelbett. Neben dem Bett ein dreiteiliger chinesischer Wandschirm hinter dem Kleider liegen. Ferner ein kleines Tischchen und ein paar Sitzmöbel. Auf einem kleinen Sofa links liegt ein Degen in der Scheide. Rechts grosse Flügeltüren in das Vorzimmer. In der Mitte, kaum sichtbar, kleine Türe in die Wand eingelassen. Sonst keine Türen. Zwischen dem Alkoven und der kleinen Türe steht ein Frisiertisch und ein paar Armsessel an der Wand. Die Vorhänge des Bettes sind zurückgeschlagen. Durch das halbgeöffnete Fenster strömt die helle Morgensonne herein. Man hört im Garten die Vöglein singen. Octavian kniet auf einem Schemel vor dem Bett und hält die Feldmarschallin, die im Bett liegt, halb umschlungen. Man sieht ihr Gesicht nicht, sondern nur ihre sehr schöne Hand und den Arm, von dem das Spitzenhemd abfällt.

OCTAVIAN
schwärmerisch
Wie du warst! Wie du bist! Das weiss niemand, das ahnt keiner!

MARSCHALLIN
richtet sich in den Kissen auf
Beklagt Er sich über das, Quinquin? Möcht' Er, dass viele das wüssten?

OCTAVIAN
feurig
Engel! Nein! Selig bin ich, dass ich der Einzige bin, der weiss, wie du bist! Keiner ahnt es! Niemand weiss es! Du, du, du! - Was heisst das »Du«? Was »du und ich«? Hat denn das einen Sinn? Das sind Worte, blosse Worte, nicht? Du, sag'! Aber dennoch: Es ist etwas in ihnen; ein Schwindeln, ein Ziehen, ein Sehnen und Drängen, ein Schmachten und Brennen: Wie jetzt meine Hand zu deiner Hand kommt, das Zudirwollen, das Dichumklammern, das bin ich, das will zu dir; aber das Ich vergeht in dem Du ... Ich bin dein Bub', aber wenn mir dann Hören und Sehen vergeht - wo ist dann dein Bub?

MARSCHALLIN
leise
Du bist mein Bub', du bist mein Schatz!
sehr innig
Ich hab' dich lieb!

OCTAVIAN
fährt auf
Warum ist Tag? Ich will nicht den Tag! Für was ist der Tag! Da haben dich alle! Finster soll sein!

Er stürzt ans Fenster, schliesst es und zieht die Vorhänge zu. Man hört von fern ein leises Klingeln. Die Marschallin lacht leise.

OCTAVIAN
Lachst du mich aus?

MARSCHALLIN
zärtlich
Lach' ich dich aus?

OCTAVIAN
Engel!

MARSCHALLIN
Schatz du, mein junger Schatz.
wieder ein feines Klingeln
Horch!

OCTAVIAN
Ich will nicht.

MARSCHALLIN
Still, pass auf!

OCTAVIAN
Ich will nichts hören! Was wird's denn sein?
das Klingeln näher
Sind's leicht Laufer mit Briefen und Komplimenten? Vom Saurau, vom Hartig, vom portugieser Envoyé? Hier kommt mir keiner herein! Hier bin ich der Herr!

Die kleine Tür in der Mitte geht auf und ein kleiner Neger in Gelb, behängt mit silbernen Schellen, ein Präsentierbrett mit der Schokolade tragend, trippelt über die Schwelle. Die Tür hinter dem Neger wird von unsichtbaren Händen geschlossen.

MARSCHALLIN
Schnell, da versteck' Er sich! Das Frühstück ist's.

OCTAVIAN
gleitet hinter den Schirm

MARSCHALLIN
Schmeiss' Er doch den Degen hinters Bett.

OCTAVIAN
fährt nach dem Degen und versteckt ihn

MARSCHALLIN
legt sich zurück, nachdem sie die Vorhänge zugezogen hat

DER KLEINE NEGER
stellt das Servierbrett auf das kleine Tischchen, schiebt dieses nach vorne, rückt das Sofa hinzu, verneigt sich dann tief gegen das Bett, die kleinen Arme über die Brust gekreuzt. Dann tanzt er zierlich nach rückwärts, immer das Gesicht dem Bette zugewandt. An der Tür verneigt er sich nochmals und verschwindet.

MARSCHALLIN
tritt zwischen den Bettvorhängen hervor. Sie hat einen leichten mit Pelz verbrämten Mantel umgeschlagen.

OCTAVIAN
kommt zwischen der Mauer und dem Wandschirm heraus

MARSCHALLIN
Er Katzenkopf, Er Unvorsichtiger! Lässt man in einer Dame Schlafzimmer seinen Degen herumliegen? Hat Er keine besseren Gepflogenheiten?

OCTAVIAN
Wenn Ihr zu dumm ist, wie ich mich benehm', und wenn Ihr abgeht, dass ich kein Geübter in solchen Sachen bin, dann weiss ich überhaupt nicht, was Sie an mir hat!

MARSCHALLIN
zärtlich, auf dem Sofa
Philosophier' Er nicht, Herr Schatz, und komm Er her. jetzt wird gefrühstückt. Jedes Ding hat seine Zeit.

OCTAVIAN
setzt sich dicht neben sie. Sie frühstücken sehr zärtlich. Octavian legt sein Gesicht auf ihr Knie. Sie streichelt sein Haar. Er blickt zu ihr auf. Leise.
Marie Theres'!

MARSCHALLIN
Octavian!

OCTAVIAN
b____ette!

MARSCHALLIN
Quinquin!

OCTAVIAN
Mein Schatz!

MARSCHALLIN
Mein Bub'!
Sie frühstücken weiter.

OCTAVIAN
l___ig
Der Feldmarschall sitzt im krowatischen Wald und jagt auf Bären und Luchsen. Und ich, ich sitz' hier, ich junges Blut, und jag' auf was?
ausbrechend
Ich hab' ein Glück, ich hab' ein Glück!

MARSCHALLIN
indem ein Schatten über ihr Gesicht fliegt
Lass Er den Feldmarschall in Ruh'!. Mir hat von ihm geträumt.

OCTAVIAN
Heut nacht hat dir von ihm geträumt? Heut nacht?

MARSCHALLIN
Ich schaff' mir meine Träume nicht an.

OCTAVIAN
Heute nacht hat dir von deinem Mann geträumt? Heute nacht?

MARSCHALLIN
Mach' Er nicht solche Augen. Ich kann nichts dafür. Er war einmal wieder zu Haus.

OCTAVIAN
leise
Der Feldmarschall?

MARSCHALLIN
Es war ein Lärm im Hof von Pferd' und Leut' und er war da, vor Schreck war ich auf einmal wach, nein, schau' nur, schau' nur, wie ich kindisch bin: ich hör' noch immer den Rumor im Hof. Ich bring's nicht aus dem Ohr. Hörst du leicht auch was?

OCTAVIAN
Ja freilich hör' ich was, aber muss es denn dein Mann sein!? Denk' dir doch, wo der ist: im Raitzenland, noch hinterwärts von Esseg.

MARSCHALLIN
Ist das sicher sehr weit? Na, dann wird's halt was anders sein. Dann is ja gut.

OCTAVIAN
Du schaust so ängstlich drein, Theres'.

MARSCHALLIN
Weiss Er, Quinquin - wenn es auch weit ist - der Feldmarschall ist halt sehr geschwind. Einmal -
sie stockt

OCTAVIAN
Was war einmal?

MARSCHALLIN
zerstreut, horcht

OCTAVIAN
eifersüchtig
Was war einmal? Was war einmal? b____ette! b____ette! Was war einmal?

MARSCHALLIN
Ach sei Er gut, Er muss nicht alles wissen.

OCTAVIAN
So spielt Sie sich mit mir!
wirft sich verzweifelt aufs Sofa
Ich bin ein unglücklicher Mensch!

MARSCHALLIN
Jetzt trotz' Er nicht. Jetzt gilt's:
horcht
es ist der Feldmarschall. Wenn es ein Fremder wär', so wär' der Lärm da draussen in meinem Vorzimmer. Es muss mein Mann sein, der durch die Garderob' herein will und mit den Lakaien disputiert. Quinquin, es ist mein Mann!

OCTAVIAN
fährt nach seinem Degen und läuft gegen rechts

MARSCHALLIN
Nicht dort, dort ist das Vorzimmer. Da sitzen meine Lieferanten und ein halbes Dutzend Lakaien. Da!

OCTAVIAN
läuft hinüber zur kleinen Türe

MARSCHALLIN
Zu spät! Sie sind schon in der Garderob'! jetzt bleibt nur eins! Versteck' Er sich!
nach einer kurzen Pause der Ratlosigkeit
Dort!

OCTAVIAN
Ich spring' ihm in den Weg! Ich bleib' bei dir.

MARSCHALLIN
Dort hinters Bett! Dort in die Vorhäng'. Und rühr' dich nicht.

OCTAVIAN
zögernd
Wenn er mich dort erwischt, was wird aus dir, Theres'?

MARSCHALLIN
flehend
Versteck' Er sich, mein Schatz.

OCTAVIAN
beim Wandschirm
Theres!

MARSCHALLIN
ungeduldig aufstampfend
Sei Er ganz still!
mit blitzenden Augen
Das möcht' ich sehn, ob einer sich dort hinübertraut, wenn ich hier steh'. Ich bin kein napolitanscher General: wo ich steh', steh' ich.
sie geht energisch gegen die kleine Tür los und horcht
Sind brave Kerl'n, meine Lakaien, wollen ihn nicht herein lassen, sagen, dass ich schlaf'. Sehr brave Kerl'n!
der Lärm in der Garderobe wird immer grösser, aufhorchend
Die Stimm'! Das ist ja gar nicht die Stimm' vom Feldmarschall! Sie sagen »Herr Baron« zu ihm! Das ist ein Fremder.
ustig
Quinquin, es ist ein Besuch.
sie lacht
Fahr' Er schnell in Seine Kleider, aber bleib' Er versteckt, dass die Lakaien Ihn nicht seh'n. Die blöde, grosse Stimm' müsste ich doch kennen. Wer ist denn das? Herrgott, das ist ja der Ochs. Das ist mein Vetter, der Lerchenau, der Ochs aus Lerchenau. Was will denn der? Jesus Maria!
sie muss lachen
Quinquin, hört Er, Quinquin, erinnert Er sich nicht? Vor fünf oder sechs Tagen - den Brief. Wir sind im Wagen gesessen und einen Brief haben sie mir an den Wagenschlag gebracht. Das war der Brief vom Ochs. Und ich hab' keine Ahnung, was drin gestanden ist.
lacht
Daran ist Er allein schuldig, Quinquin!

STIMME DES HAUSHOFMEISTERS
draussen gesprochen
Belieben Euer Gnaden in der Galerie zu warten!

STIMME DES BARONS
draussen gesprochen
Wo hat Er Seine Manieren gelernt? Der Baron Lerchenau antichambriert nicht.

MARSCHALLIN
Quinquin, was treibt Er denn? Wo steckt Er denn?

OCTAVIAN
in einem Frauenrock und Jäckchen, das Haar mit einem Schnupftuch und einem Bande wie in einem Häubchen, tritt hervor und knickst
Befehl'n fürstli' Gnad'n, i bin halt noch nit recht lang in fürstli'n Dienst.

MARSCHALLIN
Du, Schatz! Und nicht einmal mehr als ein Busserl kann ich dir geben.
Küsst ihn schnell. Neuer Lärm draussen.
Er bricht mir j a die Tür ein, der Herr Vetter. Mach' Er, dass Er hinauskomm'. Schlich Er frech durch die Lakaien durch. Er ist ein blitzgescheiter Lump! Und komm' Er wieder, Schatz, aber in Mannskleidern und durch die vordre Tür, wenn's Ihm beliebt.

Setzt sich mit dem Rücken gegen die Tür und beginnt ihre Schokolade zu trinken. Octavian geht schnell gegen die kleine Tür und will hinaus. Im gleichen Augenblick wird die Tür aufgerissen, und Baron Ochs, den die Lakaien vergeblich abzuhalten suchen, tritt ein. Octavian, der mit gesenktem Kopf rasch entwischen wollte, stösst mit ihm zusammen. Dann drückt er sich verlegen an die Wand links von der Tür. Drei Lakaien sind gleichzeitig mit dem Baron eingetreten, stehen ratlos.

BARON
mit Grandezza zu den Lakaien
Selbstverständlich empfängt mich Ihro Gnaden.
Er geht nach vorn, die Lakaien zu seiner Linken suchen ihm den Weg zu vertreten. Zu Octavian mit Interesse.
Pardon, mein hübsches Kind!

OCTAVIAN
dreht sich verlegen gegen die Wand

BARON
mit Grazie und Herablassung
Ich sag': Pardon, mein hübsches Kind.

MARSCHALLIN
sieht über die Schulter, steht dann auf und kommt dem Baron entgegen

BARON
galant zu Octavian
Ich hab' Ihr doch nicht ernstlich wehgetan?

LAKAIEN
zupfen den Baron, leise
Ihre fürstlichen Gnaden!

BARON
macht die französische Reverenz mit zwei Wiederholungen

MARSCHALLIN
Euer Liebden sehen vortrefflich aus.

BARON
verneigt sich nochmals, dann zu den Lakaien
Sieht Er jetzt wohl, dass Ihre Gnaden entzückt ist, mich zu sehn.
Auf die Marschallin zu, mit weltmännischer Leichtigkeit, indem er ihr die Hand reicht und sie vorführt.
Und wie sollten Euer Gnaden nicht! Was tut die frühe Stunde unter Personen von Stand? Hab' ich nicht seinerzeit wahrhaftig Tag für Tag unsrer Fürstin Brioche meine Aufwartung gemacht, da sie im Bad gesessen ist, mit nichts als einem kleinen Wandschirm zwischen ihr und mir. Ich muss mich wundern,
zornig umschauend
wenn Euer Gnaden Livree -

OCTAVIAN
ist an der Wand gegen den Alkoven hin geschlichen, macht sich möglichst unsichtbar beim Bett zu schaffen

MARSCHALLIN
Verzeihen Sie! Man hat sich betragen, wie es befohlen war. Ich hatte diesen Morgen die Migräne.

Auf einen Wink der Marschallin haben die Lakaien ein kleines Sofa und einen Armstuhl mehr nach vorn gebracht und sind abgegangen.

BARON
sieht öfters nach rückwärts

MARSCHALLIN
setzt sich auf das Sofa, nachdem sie dem Baron den Platz auf dem Armstuhl angeboten hat

BARON
versucht sich zu setzen, äusserst okkupiert von der Anwesenheit der hübschen Kammerzofe. Für sich.
Ein hübsches Ding! Ein gutes saub'res Kinderl!

MARSCHALLIN
aufstehend, ihm zeremoniös aufs neue seinen Platz anbietend

BARON
setzt sich zögernd und bemüht sich, der hübschen Zofe nicht völlig den Rücken zu kehren

MARSCHALLIN
Ich bin auch jetzt noch nicht ganz wohl. Der Herr Vetter wird darum vielleicht die Gnade haben -

BARON
Natürlich.
Er dreht sich um, um Octavian zu sehen

MARSCHALLIN
Meine Kammerzofe, ein junges Ding vom Lande. Ich muss fürchten, sie inkommodiert Euer Liebden.

BARON
Ganz allerliebst! Wie? Nicht im geringsten! Mich? Im Gegenteil!
er winkt Octavian mit der Hand, dann zur Marschallin
Euer Gnaden werden vielleicht verwundert sein, dass ich als Bräutigam
sieht sich um
indes - inzwischen -

MARSCHALLIN
Als Bräutigam?

BARON
Ja, wie Euer Gnaden denn doch aus meinem Brief genugsam -
für sich
Ein Grasaff' appetitlich, keine fünfzehn Jahr!

MARSCHALLIN
erleichtert
Der Brief, natürlich, ja, der Brief, wer ist denn nur die Glückliche? Ich hab den Namen auf der Zunge.

BARON
Wie?
nach rückwärts
Pudeljung! Gesund! Gewaschen! Allerliebst!

MARSCHALLIN
Wer ist nur schnell die Braut?

BARON
Das Fräulein Faninal. Habe Euer Gnaden den Namen nicht verheimlicht.

MARSCHALLIN
Natürlich! Wo hab' ich meinen Kopf?! Bloss die Familie. Sind's keine Hiesigen?

OCTAVIAN
macht sich mit dem Servierbrett zu tun, wodurch er mehr hinter den Rücken des Barons kommt

BARON
mit Nachdruck
Jawohl, Euer Gnaden, es sind Hiesige. Ein durch die Gnade Ihrer Majestät Geadelter. Er hat die Lieferung für die Armee, die in den Niederlanden steht.

MARSCHALLIN
bedeutet Octavian ungeduldig mit den Augen, er soll sich fortmachen

BARON
missversteht der Marschallin Miene vollständig
Ich seh', Euer Gnaden runzeln Dero schöne Stirn ob der Mesalliance. Allein dass ich es sage, das Mädchen ist für einen Engel hübsch genug. Kommt frischweg aus dem Kloster. Ist das einzige Kind.
stärker
Dem Mann gehören zwölf Häuser auf der Wied'n nebst dem Palais am Hof. Und seine Gesundheit
schmunzelnd
soll nicht die beste sein.

MARSCHALLIN
Mein lieber Vetter, ich kapier' schon, wieviel's geschlagen hat.
winkt Octavian, den Rückzug zu nehmen

BARON
Und mit Verlaub, fürstliche Gnaden, ich dünke mir, gut's adeliges Blut genug im Leib zu haben für ihrer zwei: man bleibt doch schliesslich, was man ist, corpo di Bacco! Den Vortritt, wo er ihr gebührt, wird man der Frau Gemahlin noch zu verschaffen wissen, und was die Kinder anlangt, wenn sie denen den goldnen Schlüssel nicht konzedieren werden - Va bene! Sie werden sich mit den zwölf eisernen Schlüsseln zu den zwölf Häusern auf der Wied'n zu getrösten wissen.

MARSCHALLIN
Gewiss! O sicherlich, dem Vetter seine Kinder, die werden keine Don Quichotten.

OCTAVIAN
will mit dem Servierbrett rückwärts zur Tür hin

BARON
Warum hinaus die Schokolade! Geruhen nur! Da! Pst, pst, wieso denn!

OCTAVIAN
steht unschlüssig, das Gesicht abgewendet

MARSCHALLIN
Fort, geh' Sie nur!

BARON
Wenn ich Euer Gnaden gesteh', dass ich so gut wie nüchtern bin.

MARSCHALLIN
resigniert
Mariandel, komm' Sie her. Servier' Sie Seiner Liebden.

OCTAVIAN
kommt, serviert

BARON
nimmt eine Tasse, bedient sich
So gut wie nüchtern, Euer Gnaden. Sitz' im Reisewagen seit fünf Uhr früh. Recht ein gestelltes Ding!
zu Octavian
Bleib' Sie hier, mein Herz. Ich hab' Ihr was zu sagen.
zur Marschallin, laut
Meine ganze Livree, Stallpagen, Jäger, alles -
er frisst
Alles unten im Hof zusammt meinem Altmosenier.

MARSCHALLIN
zu Octavian
Geh' Sie nur.

BARON
zu Octavian
Hat Sie noch ein Biskoterl? Bleib' Sie doch!
leise
Sie ist ein süsser Engel,
Schatz, ein sauberer.
zur Marschallin
Sind auf dem Wege zum »Weissen Rosse«, wo wir logieren, heisst bis übermorgen -
halblaut zu Octavian
Ich gäb' was Schönes drum, mit Ihr -
zur Marschallin, sehr laut
bis übermorgen -
schnell zu Octavian
unter vier Augen zu scharmutzieren! Wie?

MARSCHALLIN
muss lachen über Octavians freches Komödienspiel

BARON
zur Marschallin
Dann ziehen wir ins Palais von Faninal. Natürlich muss ich vorher den Bräutigamsaufführer -
wütend zu Octavian
will Sie denn nicht warten? - an die wohlgeborne Jungfer Braut deputieren, der die Silberrosen überbringt nach der hochadeligen Gepflogenheit.

MARSCHALLIN
Und wen von der Verwandtschaft haben Euer Liebden für dieses Ehrenamt ausersehn?

BARON
Die Begierde, darüber Euer Gnaden Ratschlag einzuholen, hat mich so kühn gemacht, in Reisekleidern bei Dero heutigem Lever -

MARSCHALLIN
Von mir?

BARON
Gemäss brieflich in aller Devotion getaner Bitte. Ich bin doch nicht so unglücklich, mit dieser devotesten Supplik Dero Missfallen ...
lehnt sich zurück zu Octavian
Sie könnte mit mir machen, was Sie wollte. Sie hat das Zeug dazu!

MARSCHALLIN
Wie denn, natürlich! Einen Aufführer für Euer Liebden ersten Bräutigamsbesuch aus der Verwandtschaft - wen denn nur? den Vetter Preysing? Wie? Den Vetter Lambert? Ich werde -

BARON
Dies liegt in Euer Gnaden allerschönsten Händen.

MARSCHALLIN
Ganz gut. Will Er mit mir zu Abend essen, Vetter? Sagen wir morgen, will Er? Dann proponier' ich Ihm einen.

BARON
Euer Gnaden sind die Herablassung selber.

MARSCHALLIN
will aufstehen
Indes -

BARON
halblaut zu Octavian
Dass Sie mir wiederkommt! Ich geh' nicht eher fort!

MARSCHALLIN
für sich
Oho!
laut
Bleib' Sie nur da! Kann ich dem Vetter für jetzt noch dienlich sein?

BARON
Ich schäme mich bereits: An Euer Gnaden Notari eine Rekommandation. wäre mir lieb. Es handelt sich um den Ehvertrag.

MARSCHALLIN
Mein Notari kommt öfters des Morgens. Schau' Sie doch, Mariandel, ob er nicht in der Antichambre ist und wartet.

BARON
Wozu das Kammerzofel? Euer Gnaden beraubt sich der Bedienung um meinetwillen.
hält sie auf

MARSCHALLIN
Lass Er doch, Vetter, Sie mag ruhig gehn.

BARON
lebhaft
Das geb' ich nicht zu, bleib' Sie hier zu Ihrer Gnaden Wink. Es kommt gleich wer von der Livree herein. Ich liess ein solches Goldkind, meiner Seel', nicht unter das infame Lakaienvolk.
streichelt sie

MARSCHALLIN
Euer Liebden sind allzu besorgt.

HAUSHOFMEISTER
tritt ein

BARON
Da, hab' ich's nicht gesagt? Er wird Euer Gnaden zu melden haben.

MARSCHALLIN
zum Haushofmeister
Struhan, hab' ich meinen Notari in der Vorkammer warten?

HAUSHOFMEISTER
Fürstliche Gnaden haben den Notari, dann den Verwalter, dann den Kuchelchef, dann von Exzellenz Silva hergeschickt ein Sänger mit einem Flötisten.
trocken
Ansonsten das gewöhnliche Bagagi.

BARON
hat seinen Stuhl hinter den breiten Rücken des Haushofmeisters geschoben, ergreift zärtlich die Hand der vermeintlichen Zofe
Hat Sie schon einmal mit einem Kavalier im tête-à-tête zu Abend gegessen?

OCTAVIAN
tut sehr verlegen

BARON
Nein? Da wird Sie Augen machen. Will Sie?

OCTAVIAN
leise, verschämt
I weiss halt nit, ob i dös derf.

MARSCHALLIN
dem Haushofmeister unaufmerksam zuhörend, beobachtet die beiden, muss leise lachen

HAUSHOFMEISTER
verneigt sich, tritt zurück, wodurch die Gruppe für den Blick der Marschallin frei wird

MARSCHALLIN
lachend zum Haushofmeister
Warten lassen.
Haushofmeister ab

BARON
setzt sich möglichst unbefangen zurecht

MARSCHALLIN
lachend
Der Vetter ist, ich seh es, kein Kostverächter.

BARON
erleichtert
Mit Euer Gnaden
aufatmend
ist man frei daran. Da gibt's keine Flausen und keine Etikette und keine spanische Tuerei!
Er küsst der Marschallin die Hand.

MARSCHALLIN
amüsiert
Aber wo Er doch ein Bräut'gam ist?

BARON
halb aufstehend, ihr genähert
Macht das einen lahmen Esel aus mir? Bin ich da nicht wie ein guter Hund auf einer guten Fährte? Und doppelt scharf auf jedes Wild: nach links, nach rechts?

MARSCHALLIN
Ich seh, Euer Liebden betreiben es als Profession.

BARON
ganz aufstehend
Das will ich meinen. Wüsste nicht, welche mir besser behagen könnte. Ich muss Euer Gnaden sehr bedauern, dass Euer Gnaden nur - wie drück' ich mich aus - die verteidigenden Erfahrungen besitzen. Parole d'honneur! Es geht nichts über die von der anderen Seiten!

MARSCHALLIN
lacht
Ich glaube Ihm, dass die sehr mannigfaltig sind.

BARON
Soviel Zeiten das Jahr, soviel Stunden der Tag, da ist keine -

MARSCHALLIN
Keine?

BARON
Wo nicht -

MARSCHALLIN
Wo nicht? -

BARON
Wo nicht dem Knaben Cupido ein Geschenkerl abzulisten wär'! Dafür ist man kein Auerhahn und kein Hirsch, sondern ist man Herr der Schöpfung, dass man nicht nach dem Kalender forciert ist, halten zu Gnaden! Zum Exempel, der Mai ist recht lieb für's verliebte Geschäft, das weiss jedes Kind, aber ich sage: Schöner ist Juni, Juli, August. Da hat's Nächte! Da ist bei uns da droben so ein Zuzug von jungen Mägden aus dem Böhmischen herüber, ihrer zweie, dreie halt' ich oft bis im November mir im Haus. Dann erst schick' ich sie heim! Zur Ernte kommen sie und sind auch ansonsten anstellig und gut - dann erst schick' ich sie heim. -
schmunzelnd
Und wie sich das mischt, das junge, runde böhmische Völkel, schwer und süss, mit denen im Wald und denen im Stall, dem deutschen Schlag scharf und herb wie ein Retzer Wein - wie sich das mischen tut! Und überall steht was und lauert und schielt durch den Gattern, und schleicht zueinander und liegt beieinander, und überall singt was und schupft sich in den Hüften und melkt was und mäht was und plantscht und plätschert was im Bach und in der Pferdeschwemm'.

MARSCHALLIN
sehr amüsiert
Und Er ist überall dahinter her?

BARON
Wollt', ich könnt' sein wie Jupiter selig in tausend Gestalten! Wär' Verwendung für jede!

MARSCHALLIN
Wie, auch für den Stier? So grob will Er sein? Oder möchte Er die Wolken spielen und daher gesäuselt kommen als ein Streiferl nasse Luft?

BARON
sehr munter
Je nachdem, all's je nachdem. Das Frauenzimmer hat gar vielerlei Arten, wie es will genommen sein. Da ist die demütige Magd.. Und da die trotzige Teufelskreatur, haut dir die schwere Stalltür an den Schädel - und da ist, die kichernd und schluchzend den Kopf verliert, die hab' ich gern, und jener wieder, der sitzt im Auge ein kalter, rechnender Satan. Aber es kommt eine Stunde, da flackert dieses lauernde Auge, und der Satan, indem er ersterbende Blicke dazwischen schiesst,
mit Gusto
der würzt mir die Mahlzeit unvergleichlich.

MARSCHALLIN
Er selber ist einer, meiner Seel'!

BARON
Und wär' eine - haben die Gnad' - die keiner anschaut: Im schmutzigen Kittel schlumpt sie her, hockt in der Asche hinterm Herd - die, wo du sie angehst zum richtigen Stündl - die hat's in sich! Ein solches Staunen gar nicht begreifen können und Angst und Scham; und auf die letzt' so eine rasende Seligkeit, dass sich der Herr, der gnädige Herr herabgelassen gar zu ihrer Niedrigkeit!

MARSCHALLIN
Er weiss mehr als das Abc.

BARON
Da gibt es welche, die wollen beschlichen sein, sanft, wie der Wind das frischgemähte Heu beschleicht. Und welche - da gilt's wie ein Luchs hinterm Rücken heran und den Melkstuhl gepackt, dass sie taumelt und hinschlägt!
behäbig schmunzelnd
Muss halt ein Heu in der Nähe dabei sein.

OCTAVIAN
platzt lachend heraus

MARSCHALLIN
Nein, Er agiert mir gar zu gut! Lass Er mir doch das Kind!

BARON
sehr ungeniert zu Octavian
Weiss mich ins engste Versteck zu bequemen, weiss im Alkoven galant mich zu benehmen. Hätte Verwendung für tausend Gestalten, tausend Jungfern festzuhalten. Wäre mir keine zu junge, zu herbe, keine zu niedrige, keine zu derbe! Tät' mich für keinem Versteck nicht schämen, seh' ich was Liebs: ich muss mir's nehmen.

OCTAVIAN
sofort wieder in seiner Rolle
Na, zu dem Herrn, da ging' i net, da hätt' i an Respekt, na, was mir da passieren könnt', da wär' i gar zu g'schreckt. I wass net, was er meint, i wass net, was er will. Aber was z'viel is, das is z'viel. Na, was mir da passieren könnt'. Das is ja net zum Sagen, zu so an Herrn da ging' i net, mir tat's die Red' verschlagen. Da tät' sich unsereins mutwillig schaden:
zur Marschallin
Ich hab' solche Angst vor ihm, fürstliche Gnaden.

MARSCHALLIN
Nein, Er agiert mir gar zu gut! Er ist ein Rechter! Er ist der Wahre! Lass Er mir doch das Kind! Er ist ganz, wie die andern dreiviertel sind. Wie ich Ihn so seh', so seh' ich hübsch viele. Das sind halt die Spiele, die Euch konvenieren! Und wir, Herr Gott! Wir leiden den Schaden, wir leiden den Spott, und wir haben's halt auch net anders verdient.
mit gespielter Strenge
Und jetzt sackerlot, jetzt lass Er das Kind!

BARON
lässt von Octavian ab und nimmt wieder würdevolle Haltung an
Geben mir Euer Gnaden den Grasaff' da zu meiner künftgen Frau Gemahlin Bedienung.

MARSCHALLIN
Wie, meine Kleine da? Was sollte die? Die Fräulein Braut wird schon versehen sein und nicht ansteh'n auf Euer Liebden Auswahl.

BARON
Das ist ein feines Ding! Kreuzsackerlot! Da ist ein Tropfen guten Blut's dabei!

OCTAVIAN
für sich
Ein Tropf gutes Blut!

MARSCHALLIN
Euer Liebden haben ein scharfes Auge!

BARON
Geziemt sich.
vertraulich
Find'in der Ordnung, dass Personen von Stand in solcher Weise von adeligem Blut bedient werden. Führ' selbst ein Kind meiner Laune mit mir.

OCTAVIAN
stets sehr belustigt zuhörend, für sich
Ein Kind seiner Laune?

MARSCHALLIN
Wie? Gar ein Mädel? Das will ich nicht hoffen.

BARON
Nein, einen Sohn. Trägt lerchenauisches Gepräge im Gesicht. Halt' ihn als Leiblakai. Wenn Euer Gnaden dann werden befehlen, dass ich die silberne Rosen darf Dero Händen übergeben, wird er es sein, der sie heraufbringt.

MARSCHALLIN
Soll mich recht freuen. Aber wart' Er einmal.
Octavian winkend
Mariandel!

BARON
Geben mir Euer Gnaden das Zofel! Ich lass nicht locker.

MARSCHALLIN
Ei! Geh' Sie nur und bring' Sie das Medaillon her.

OCTAVIAN
leise
Theres! Theres, gib acht!

MARSCHALLIN
ebenso
Bring's nur schnell! Ich weiss schon, was ich tu.

BARON
Octavian nachsehend
Könnt' eine junge Fürstin sein.
dann, im Konversationston
Hab' vor, meiner Braut eine getreue Kopie meines Stammbaums zu spendieren - nebst einer Locke vom Ahnherrn Lerchenau, der ein grosser Klosterstifter war und Oberst-Erblandhofmeister in Kärnten und in der windischen Mark.

OCTAVIAN
bringt das Medaillon

MARSCHALLIN
Wollen Euer Gnaden leicht den jungen Herren da als Bräutigamsaufführer haben?

BARON
Bin ungeschauter einverstanden!

MARSCHALLIN
etwas zögernd
Mein junger Vetter, der Graf Octavian.

BARON
stets sehr verbindlich
Wüsste keinen vornehmeren zu wünschen! Wär'in Devotion dem jungen Herrn sehr verbunden!

MARSCHALLIN
schnell
Seh' Er ihn an!
hält ihm das Medaillon hin

BARON
sieht bald auf das Medaillon, bald auf die Zofe
Die Ähnlichkeit!

MARSCHALLIN
Ja, ja.

BARON
Wie aus dem Gesicht geschnitten!

MARSCHALLIN
Hat mir auch schon Gedanken gemacht.
auf das Medaillon deutend
Rofrano, des Herrn Marchese zweiter Bruder.

BARON
Octavian Rofrano! Da ist man wer, wenn man aus solchem Haus,
mit Beziehung auf die Zofe
und wär's auch bei der Domestikentür!

MARSCHALLIN
Darum halt' ich sie auch wie was Besonderes.

BARON
Geziemt sich.

MARSCHALLIN
Immer um meine Person.

BARON
Sehr wohl.

MARSCHALLIN
Jetzt aber geh' Sie, Mariandel, mach' Sie fort.

BARON
Wie denn? Sie kommt doch wieder.

MARSCHALLIN
überhört den Baron absichtlich
Und lass Sie die Antichambre herein.

OCTAVIAN
geht gegen die Flügeltür rechts

BARON
ihm nach
Mein schönstes Kind!

OCTAVIAN
an der Tür rechts
Derft's eina geh'!
läuft nach der andern Tür

BARON
ihm nach
Ich bin Ihr Serviteur! Geb' Sie doch einen Augenblick Audienz!

OCTAVIAN
schlägt ihm die kleine Tür vor der Nase zu
I komm' glei.

In diesem Augenblick tritt eine alte Kammerfrau durch die gleiche Türe ein. Der Baron zieht sich enttäuscht zurück. Zwei Lakaien kommen von rechts herein, bringen einen Wandschirm aus dem Alkoven. Die Marschallin tritt hinter den Wandschirm, die Kammerfrau mit ihr. Der Frisiertisch wird vorgeschoben in die Mitte. Lakaien öffnen die Flügeltüren rechts. Es treten ein der Notar, der Küchenchef, hinter diesem ein Küchenjunge, der das Menübuch trägt. Dann die Modistin, ein Gelehrter mit einem Folianten und der Tierhändler mit winzig kleinen Hunden und einem Äffchen. Valzacchi und Annina, hinter diesen rasch gleitend, nehmen den vordersten Platz links ein, die adelige Mutter mit ihren drei Töchtern, alle in Trauer, stellen sich in den rechten Flügel. Der Haushofmeister führt den Tenor und den Flötisten nach vorne. Baron rückwärts winkt einen Lakaien zu sich, gibt ihm den Auftrag, zeigt: "Hier durch die Hintertür«.

DIE DREI WAISEN
schreiend
Drei arme adellge Waisen -

DIE ADELIGE MUMR
bedeutet ihnen, nicht so zu schreien und niederzuknien

DIE DREI WAISEN
niederkniend
Drei arme adelige Waisen erflehen Dero hohen Schutz!

MODISTIN
laut
Le chapeau Paméla! La poudre à la reine de Golconde!

DER TIERHÄNDLER
Schöne Affen, wenn Durchlaucht schaffen, auch Vögel hab' ich da aus Afrika.

DIE DREI WAISEN
Der Vater ist jung auf dem Felde der Ehre gefallen, ihm dieses nachzutun, ist unser Herzensziel.

MODISTIN
Le chapeau Paméla! C'est la merveille du monde!

DER TIERHÄNDLER
Papageien hätt' ich da, aus Indien und Afrika. Hunderln, so klein und schon zimmerrein.

Marschallin tritt hervor, alles verneigt sich. Baron ist links vorgekommen.

MARSCHALLIN
zum Baron
Ich präsentiere Euer Liebden hier den Notar.

Notar tritt mit Verneigung gegen den Frisiertisch, wo sich die Marschallin niedergelassen, zum Baron links. Marschallin winkt die jüngste der drei Waisen zu sich, lässt sich vom Haushofmeister einen Geldbeutel reichen ' gibt ihn dem Mädchen, indem sie es auf die Stirn küsst. Gelehrter will vortreten, seine Folianten überreichen, Valzacchi springt vor, drängt ihn zur Seite.

VALZACCHI
ein schwarzgerändertes Zeitungsblatt hervorziehend
Die swarze Seitungt Fürstlike Gnadel Alles 'ier ge'eim gesrieben! Nur für 'ohe Persönlikeite. Die swarze Seitung! Eine Leikname in 'Interkammer von eine gräflike Palais! Eine Bürgersfrau mit der amante vergiften der Hehemann diese Nackt um dreie Huhr!

MARSCHALLIN
Lass Er mich mit dem Tratsch in Ruh'!

VALZACCHI
In Gnaden! Tutte quante Vertraulikeite aus die grosse Welt!

MARSCHALLIN
Ich will nix wissen! Lass Er mich mit dem Tratsch in Ruh'!

VALZACCHI
mit bedauernder Verbeugung, springt

DIE DREI WAISEN
zuletzt auch die Mutter, haben der Marschallin die Hand geküsst, zum Abgehen bereit, etwas plärrend
Glück und Segen allerwegen
Euer Gnaden hohem Sinn!
Eingegraben steht erhaben
er in unserem Herzen drin.
gehen ab samt der Mutter

Der Friseur tritt hastig auf, der Gehilfe stürzt ihm mit fliegenden Rockschössen nach. Der Friseur fasst die Marschallin ins Auge, verdüstert sich, tritt zurück, er studiert ihr heutiges Aussehen. Der Gehilfe packt indessen aus am Frisiertisch. Der Friseur schiebt einige Personen zurück, sich Spielraum zu schaffen. Der Flötist ist inzwischen vorgetreten und beginnt seine Kadenz. Nach einer kurzen Überlegung hat der Friseur sein en Plan gef a__t, er eilt mit Entschlossenheit auf die Marschallin zu, beginnt zu frisieren. Ein Lauffer in Rosa, Schwarz und Silber tritt auf, überbringt ein Billet. Haushofmeister mit Silbertablett ist schnell zur Hand, präsentiert es der Marschallin. Friseur hält inne, sie lesen zu lassen. Gehilfe reicht ihm ein neues Eisen. Friseur schwenkt es: ist zu heiss. Gehilfe reicht ihm nach fragendem Blick auf die Marschallin das Billett, die nickt, worauf er es lächelnd verwendet, um das Eisen zu kühlen. Der Sänger hat sich in Position gestellt, hält das Notenblatt. Die Lakaien haben rechts ganz vorne Stellung genommen, andere stehen im Hintergrund.

DER TENOR
Dírigori armato il seno
contro amor mi ribellai,
ma fui vinto in un baleno
in mirar due gaghi rai.
Ma fui vinto in un baleno
ahí!
in mirar due vaghi rai.
Ahi!
che resiste puoco a stral di fuoco
Cor di gelo di fuoco a stral.

Der Friseur übergibt dem Gehilfen das Eisen und applaudiert dem Sänger. Dann fährt er im Arrangement des Lockenbaues fort. Ein Bedienter hat indessen bei der kleinen Tür den Kammerdiener des Barons, den Almosenier und den Jäger eingelassen. Es sind drei bedenkliche Gestalten. Der Kammerdiener ist ein junger grosser Lümmel, der dumm und frech aussieht. Er trägt unterm Arm ein Futteral aus rotem Saffian. Der Almosenier ist ein verwilderter Dorfkooperator, ein drei Schuh hoher, aber stark und verwegen aussehender Gnom. Der Leibjäger mag, bevor er in die schlechtsitzende Livree gesteckt wurde, Mist geführt haben. Der Almosenier und der Kammerdiener scheinen sich um den Vortritt zu streiten und steigen einander auf die Füsse. Sie steuern längs der linken Seite auf ihren Herrn zu, in dessen Nähe sie haltmachen.

BARON
sitzend zum Notar, der vor ihm steht, seine Weisungen entgegennimmt. Halblaut
Als Morgengabe -ganz separatim jedoch - und vor der Mitgift - bin ich verstanden, Herr Notar? - kehrt Schloss und Herrschaft Gaunersdorf an mich zurück! Von Lasten frei und ungemindert an Privilegien, so wie mein Vater selig sie besessen hat.

NOTAR
kurzatmig
Gestatten hochfreiherrliche Gnaden die submisseste Belehrung, dass eine Morgengabe wohl vom Gatten an die Gattin, nicht aber von der Gattin an den Gatten
tief aufatmend
bestellet und stipuliert zu werden, fähig ist.

BARON
Das mag wohl sein.

NOTAR
Das ist so -

BARON
Aber im besondern Fall -

NOTAR
Die Formen und die Präskriptionen kennen keinen Unterschied.

BARON
schreit
Haben ihn aber zu kennen!

NOTAR
erschrocken
In Gnaden!

BARON
Wenn eines hochadeligen Blutes blühender Spross sich herablässt im Ehebette einer so gut als bürgerlichen Mamsell Faninal - bin ich verstanden? - acte de présence zu machen vor Gott und der Welt und sozusagen angesichts kaiserlicher Majestät -

DER FLÖTIST
beginnt wieder zu präludieren

BARON
Da wird, corpo di Bacco! von Morgengabe als geziemendem Geschenk dankbarer Devotion für die Hingab' so hohen Blutes sehr wohl die Rede sein!

Sänger macht Miene wieder anzufangen, wartet noch, bis der Baron still wird.

NOTAR
zum Baron, leise
Vielleicht, dass man die Sache separatim -

BARON
leise
Er ist ein schmählicher Pedant: als Morgengabe will ich das Gütel!

NOTAR
ebenso
Als einen wohl verklausulierten Teil der Mitgift -

BARON
halblaut
Als Morgengab e ! Geht das nicht in Seinen Schädel - ?

NOTAR
ebenso
Als eine Schenkung inter vivos oder -

BARON
schlägt wütend auf den Tisch, schreiend
Als Morgengabe!

DER SÄNGER
während des Gesprächs der beiden
Ma si caro è'1 mio tormento doleo é si la piága mia, eh' il penare é mio contento e'1 sanarmi è tirannia. Ahi! Che resiste puoco cor .....
bricht jäh ab

NOTAR
zieht sich erschrocken in die Ecke zurück

MARSCHALLIN
winkt den Sänger zu sich, reicht ihm die Hand zum Kuss

SÄNGER NEBST FLÖTIST
ziehen sich unter tiefen Verbeugungen zurück

BARON
tut, als ob nichts geschehen wäre, winkt dem Sänger leutselig zu, tritt dann zu seiner Dienerschaft, streicht dem Leiblakai die bäurisch in die Stirn gekämmten Haare hinaus; geht dann, als suchte er jemand, zur kleinen Tür, öffnet sie, spioniert hinaus, ärgert sich, schnüffelt gegen's Bett, schüttelt den Kopf, kommt dann wieder vor

MARSCHALLIN
sieht sich in dem Handspiegel, halblaut
Mein lieber Hippolyte, heut haben Sie ein altes Weib aus mir gemacht!

Der Friseur mit Bestürzung wirft sich fieberhaft auf den Lockenbau der Marschallin und verändert ihn aufs neue.

Das Gesicht der Maschallin bleibt traurig.

MARSCHALLIN
über die Schulter zum Haushofmeister
Abtreten die Leut'!

Die Lakaien, eine Kette bildend, schieben die aufwartenden Personen zur Tür hinaus, die sie dann verschliessen. Nur der Gelehrte, vom Haushofmeister ihr zugeführt, bleibt noch im Gespräch mit der Marschallin, bis zum Schluss des Intermezzos zwischen Valzacchi, Annina und dem Baron. Valzacchi, hinter ihm Annina, haben sich im Rücken aller rings um die Bühne zum Baron hinübergeschlichen und präsentieren sich ihm mit übertriebener Devotion.

VALZACCHI
zum Baron
Ihre Gnade sukt etwas. Ik seh, Ihre Gnade at eine Bedürfnis. lk kann dienen. Ik kann besorgen.

BARON
tritt zurück
Wer ist Er, was weiss Er?

VALZACCHI
Ihre Gnade Gesikt sprikt ohne Sunge. Wie ein Hantike: come statua di Giove.

BARON
Das ist ein besserer Mensch.

VALZACCHI
Erlaukte Gnade, attachieren uns an Sein Gefolge.
fällt auf die Knie, desgleichen Annina, die Valzacchi immer nachspricht

BARON
Euch?

VALZACCHI
Onkel und Nikte. Su sweien maken alles besser. Per esemplo: Ihre Gnade at eine junge Frau -

BARON
Woher weiss Er denn das, Er Teufel Er?

VALZACCHI
eifrig
Ihre Gnade ist in Eifersukt; dico per dire eut oder morgen könnte sein. Affare nostro! jede Sritt die Dame sie tut, jede Wagen die Dame steigt, jede Brief die Dame bekommt - wir sind da! An die Ecke, in die Kamin, 'inter die Bette - in eine Schranke, unter die Dache, wir sind da!

ANNINA
Ihre Gnade wird nicht bedauern!
halten ihm die Hände hin, Geld heischend, er tut, als bemerke er es nicht

BARON
halblaut
Hm! Was es alles gibt in diesem Wien? Zur Probe nur: kennt Sie die Jungfer Mariandel?

ANNINA
ebenso
Mariandel?

BARON
ebenso
Das Zofel hier im Haus bei Ihrer Gnaden?

VALZACCHI
leise zu Annina
Sai tu, cosa vuole?

ANNINA
ebenso
Niente.

VALZACCHI
zum Baron
Sicker! Sicker! Mein Nickte wird besorgen. Seien sicker, Ihre Gnade? Wir sind da!

Marschallin ist aufgestanden. Friseur nach tiefer Verbeugung eilt ab. Gehilfe hinter ihm.

BARON
die beiden Italiener stehenlassend, zur Marschallin
Darf ich das Gegenstück zu Dero sauberm Kammerzoferl präsentieren?
selbstgefällig
Die Ähnlichkeit soll, hör' ich, unverkennbar sein.

MARSCHALLIN
nickt

BARON
Leopold, das Futteral.

Der junge Kammerlakai präsentiert linkisch das Futteral.

MARSCHALLIN
ein bisschen lachend
Ich gratuliere Euer Liebden sehr.

BARON
nimmt dem Burschen das Futteral aus der Hand und winkt ihm zurückzutreten
Und da ist nun die silberne Rose.
will's aufmachen

MARSCHALLIN
Lassen nur drinnen. Haben die Gnad' und stellens' dort hin.

BARON
Vielleicht das Zofel soll's übernehmen? Ruft man ihr?

MARSCHALLIN
Nein, lassen nur. Die hat jetzt keine Zeit. Doch sei Er sicher: den Grafen Octavian bitt' ich Ihm auf, er wird's mir zulieb schon tun und als Euer Liebden Kavalier vorfahren mit der Rosen zu der Jungfer Braut. Stellen indes nur hin. Und jetzt, Herr Vetter, sag' ich Ihm Adieu. Man retiriert sich jetzt von hier: Ich werd' jetzt in die Kirchen gehn.

Lakaien öffnen die Flügeltür.

BARON
Euer Gnaden haben heut durch unversiegte Huld mich tiefst beschämt.

Macht die Reverenz; entfernt sich unter Zeremoniell. Der Notar hinter ihm, auf seinen Wink. Seine drei Leute hinter diesem, in mangelhafter Haltung. Die beiden Italiener lautlos und geschmeidig, schliessen sich unbemerkt an. Lakaien schliessen die Tür. Haushofmeister tritt ab. Marschallin allein.

MARSCHALLIN
allein
Da geht er hin, der aufgeblasne schlechte Kerl, und kriegt das hübsche junge Ding und einen Pinkel Geld dazu.
seufzend
Als müsst's so sein. Und bildet sich noch ein, dass er es ist, der sich was vergibt. Was erzürn'ich mich denn?'s ist doch der Lauf der Welt. Kann mich auch an ein Mädel erinnern, die frisch aus dem Kloster ist in den heiligen Ehstand kommandiert word'n.
nimmt den Handspiegel
Wo ist die jetzt? Ja,
seufzend
such' dir den Schnee vom vergangenen Jahr! Das sag'ich so:
ruhig
Aber wie kann das wirklich sein, dass ich die kleine Resi war und dass ich auch einmal die alte Frau sein werd? Die alte Frau, die alte Marschallin! »Siegst es, da geht die alte Fürstin Resi!« Wie kann denn das geschehn? Wie macht denn das der liebe Gott? Wo ich doch immer die gleiche bin. Und wenn er's schon so machen muss, warum lasst er mich zuschaun dabei mit gar so klarem Sinn! Warum versteckt er's nicht vor mir? Das alles ist geheim, so viel geheim. Und man ist dazu da, dass man's ertragt. Und in dem »Wie«
sehr ruhig
da liegt der ganze Unterschied.

OCTAVIAN
tritt von rechts ein, in einem Morgenanzug mit Reitstiefeln

MARSCHALLIN
ruhig, mit halbem Lächeln
Ah, du bist wieder da!

OCTAVIAN
zärtlich
Und du bist traurig!

MARSCHALLIN
Es ist ja schon vorbei. Du weisst ja, wie ich bin. Ein halb Mal l___ig, ein halb Mal traurig. Ich kann halt meinen Gedanken nicht kommandier'n.

OCTAVIAN
Ich weiss, warum du traurig bist, mein Schatz. Weil du erschrocken bist und Angst gehabt hast. Hab' ich nicht recht? Gesteh' mir nur: du hast Angst gehabt, du Süsse, du Liebe, um mich, um mich!

MARSCHALLIN
Ein bissel vielleicht, aber ich hab' mich erfangen und hab' mir vorgesagt: Es wird schon nicht dafür stehn. Und wär's dafür gestanden?

OCTAVIAN
heiter
Und es war kein Feldmarschall, nur ein spassiger Herr Vetter, und du gehörst mir, du gehörst mir!

MARSCHALLIN
ihn abwehrend
Taverl, umarm' Er nicht zu viel. Wer allzuviel umarmt, der hält nichts fest..

OCTAVIAN
leidenschaftlich
Sag', dass du mir gehörst! Mir!

MARSCHALLIN
Oh, sei Er j etzt sanft, sei Er gescheit und sanft und gut.

OCTAVIAN
will lebhaft erwidern

MARSCHALLIN
Nein, bitt' schön, sei Er nur nicht, wie alle Männer sind!

OCTAVIAN
misstrauisch auffahrend
Wie alle Männer?

MARSCHALLIN
schnell gefasst
Wie der Feldmarschall und der Vetter Ochs.

OCTAVIAN
nicht dabei beruhigt
b____ette!

MARSCHALLIN
mit Nachdruck
Sei - Er nur nicht, wie alle Männer sind.

OCTAVIAN
zornig
Ich weiss nicht, wie alle Männer sind.
plötzlich sanft
Weiss nur, dass ich dich lieb hab', b____ette, sie haben dich mir ausgetauscht, b____ette, wo ist Sie denn!

MARSCHALLIN
ruhig
Sie ist wohl da, Herr Schatz.

OCTAVIAN
Ja, ist Sie da? Dann will ich Sie halten, dass Sie mir nicht wieder entkommt!
leidenschaftlich
Packen will ich Sie, packen, dass Sie es spürt, zu wem Sie gehört zu mir! Denn ich bin Ihr und Sie ist mein!

MARSCHALLIN
sich ihm entwindend
Oh, sei Er gut, Quinquin. Mir ist zumut, dass ich die Schwäche von allem Zeitlichen recht spüren muss, bis in mein Herz hinein, wie man nichts halten soll, wie man nichts packen kann, wie alles zerläuft zwischen den Fingern, wie alles ,sich auflöst, wonach wir greifen, alles zergeht wie Dunst und Traum.

OCTAVIAN
Mein Gott, wie Sie das sagt. Sie will mir doch nur zeigen, dass Sie nicht an mir hängt.
Er weint.

MARSCHALLIN
Sei Er doch gut, Quinquin!

OCTAVIAN
weint stärker

MARSCHALLIN
Jetzt muss ich noch den Buben dafür trösten, dass er mich über kurz oder lang wird sitzen lassen.
Sie streichelt ihn.

OCTAVIAN
Über kurz oder lang?
heftig
Wer legt dir heute die Wörter in den Mund, b____ette?

MARSCHALLIN
Dass Ihn das Wort so kränkt!

OCTAVIAN
hält sich die Ohren zu

MARSCHALLIN
Die Zeit im Grunde, Quinquin, die Zeit, die ändert doch nichts an den Sachen.
Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding. Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts. Aber dann auf einmal, da spürt man nichts als sie. Sie ist um uns herum, sie ist auch in uns drinnen. In den Gesichtern rieselt sie, im Spiegel da rieselt sie, in meinen Schläfen fliesst sie. Und zwischen mir und dir da fliesst sie wieder, lautlos, wie eine Sanduhr.
warm
Oh, Quinquin! Manchmal hör' ich sie fliessen - unaufhaltsam.
leise
Manchmal steh' ich auf mitten in der Nacht und lass die Uhren alle, alle stehn. Allein man muss sich auch vor ihr nicht fürchten. Auch sie ist ein Geschöpf des Vaters, der uns alle erschaffen hat.

OCTAVIAN
mit ruhiger Zärtlichkeit
Mein schöner Schatz, will Sie sich traurig machen mit Gewalt? Wo Sie mich da hat, wo ich meine Finger in Ihre Finger schlinge, wo ich mit meinen Augen Ihre Augen suche. Wo Sie mich da hat - gerade da ist Ihr so zumut?

MARSCHALLIN
sehr ernst
Quinquin, heut oder morgen geht Er hin, und gibt mich auf um einer andern willen,
etwas zögernd
die jünger und schöner ist als ich.

OCTAVIAN
Willst du mit Worten mich von dir stossen, weil dir die Hände den Dienst nicht tun?

MARSCHALLIN
ruhig
Der Tag kommt ganz von selber. Heut oder morgen kommt der Tag, Octavian.

OCTAVIAN
Nicht heut, nicht morgen! ich hab' dich lieb. Nicht heut, nicht morgen! Wenn's so einen Tag geben muss, ich denk' ihn nicht! So einen schrecklichen Tag! Ich will den Tag nicht sehn. Ich will den Tag nicht denken. Was quälst du dich und mich, Theres'?

MARSCHALLIN
Heut oder morgen oder den übernächsten Tag. Nicht quälen will ich dich, mein Schatz. Ich sag' was wahr ist, sag's zu mir so gut als wie zu dir. Leicht will ich's machen dir und mir. Leicht muss man sein, mit leichtem Herz und leichten Händen halten und nehmen, halten und lassen . . . Die nicht so sind, die straft das Leben, und Gott erbarmt sich ihrer nicht.

OCTAVIAN
Sie spricht ja heute wie ein Pater. Soll das heissen, dass ich Sie nie mehr werde küssen dürfen, bis Ihr der Atem ausgeht?

MARSCHALLIN
sanft
Quinquin, Er soll jetzt gehn, Er soll mich lassen. Ich werd' jetzt in die Kirchen gehn, und später fahr' ich zum Onkel Greifenklau, der alt und gelähmt ist, und ess' mit ihm: das f reut den alten Mann. Und Nachmittag werd' ich Ihm einen Lauffer schicken, Quinquin, und sagen lassen, ob ich in den Prater fahr'. Und wenn ich fahr' und Er hat l___, so wird Er auch in den Prater kommen und neben meinem Wagen reiten. jetzt sei Er gut und folg' Er mir.

OCTAVIAN
leise
Wie Sie befiehlt, b____ette.
Er geht ab.

MARSCHALLIN
allein, fährt leidenschaftlich auf
Ich hab' ihn nicht einmal geküsst.
Sie klingelt heftig. Lakaien kommen von rechts.
Lauft's dem Herrn Grafen nach und bittet's ihn noch auf ein Wort herauf.

LAKAIEN
schnell ab

MARSCHALLIN
Ich hab' ihn fortgehn lassen und ihn nicht einmal geküsst!

Die Lakaien kommen zurück ausser Atem.

ERSTER LAKAI
Der Herr Graf sind auf und davon.

ZWE ITE R LAKAI
Gleich beim Tor sind aufgesessen.

DRITTER LAKAI
Reitknecht hat gewartet.

VIERTER LAKAI
Gleich beim Tor sind aufgesessen wie der Wind.

ERSTER LAKAI
Waren um die Ecken wie der Wind.

ZWEITER LAKAI
Sind nachgelaufen.

DRITTER LAKAI
Wir haben geschrien.

VIERTER LAKAI
War umsonst.

ERSTER LAKAI
Waren um die Ecken wie der Wind.

MARSCHALLIN
Es ist gut, geht nur wieder.
Die Lakaien ziehen sich zurück.

MARSCHALLIN
ruft nach
Den Mohammed!

der kleine Neger herein, klingelnd, verneigt sich

MARSCHALLIN
Das da trag'.

NEGER
nimmt eifrig das Saffianfutteral

MARSCHALLIN
Weisst ja nicht wohin. Zum Grafen Octavian. Gib's ab und sag': Da drin ist die silberne Ros'n. Der Herr Graf weiss ohnehin.

Der Neger läuft ab.

MARSCHALLIN
stützt den Kopf in die Hand und bleibt so in träumerischer Haltung bis zum Schluss
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